Was wäre das Leben ohne ein bisschen Spannung? Kommt darauf an, um welche Art von Spannung es sich handelt, wie ich gestern feststellen musste.
EINEN Montagabend in 6 Wochen habe ich für mich allein, und selbst der ist nicht immer sicher. Montagabende sind zur Zeit wieder heilig. Gestern war Montag. Das Wetter war mies, Sturm, Regen, Schnee, Hagel, mehr Sturm. Da ahnte ich schon Schlimmes und dacht 'hoffentlich fällt der Strom nicht aus, bitte nicht heute Abend!'
Pünktlich 12:46 war es plötzlich sehr still ... da war die Spannung erstmal weg... ach nee, bitte nicht!
Ich warte eine Viertelstunde und rufe dann den internationalen Stromgiganten an. Nach den üblichen Diskussionen, ob ich denn wirklich sicher bin, dass es nicht nur eine rausgeflogene Sicherung ist, nimmt die freundliche Dame endlich meine Stromausfallanmeldung entgegen.
Eine Stunde später rufe ich ein weiteres Mal an, um zu hören, ob sie einen Fehler gefunden haben. Die angrenzende Bahnstrecke hat ebenfalls keinen Strom, die sind gewöhnlich unabhängig von unserer Leitung. Ich bin nervös, mein Montagabend rückt näher und damit die Spannung, welche Geschichte denn wohl auf mich wartet... Und was höre ich? Dass in meiner Gegend gar kein Stromausfall gemeldet sei! Toll. Ein weiteres Mal spreche ich mit einer dieser netten Damen, doch, der Stromausfall sei gemeldet, man sucht nach dem Fehler.
Ok, bleibe ich jetzt zu Hause, werde ich wahnsinnig. Also packe ich den Laptop ein und begebe mich doch nach draußen in das immer noch genauso unfreundliche Wetter um zur Bibliothek zu fahren. Dort gibt es Strom und Wasser und sogar was Warmes zu Essen....aber die Uhr tickt. Auf der Homepage des internationalen Stromgiganten werden die aktuelle Ausfälle angezeigt... nur nicht in meiner Gegend, nicht einmal irgendwo in diesem Teil des Landes! Hö? Ich rufe ein weiteres Mal an und spreche mit einer der netten Damen. Sie bedauert mir mitteilen zu müssen, dass ich zu Hause immer noch keinen Strom habe, aber der Fehler ist gefunden (ein Langholztransporter hat eine Leitung heruntergerissen...gut das erklärt, warum auch die Züge stillstehen) und die Arbeiten sollen kurz vor 19 Uhr beendet sein. Oh Gott, knapper ging wohl nicht??? Jetzt bin ich definitiv gespannt.
Um 18:30 bin ich wieder zu Hause, es ist dunkel und kalt. Also erstmal heizen. Die Spannung steigt.
Es wird 19 Uhr, 19:30, 20 Uhr...nix.
In der Zwischenzeit scheint der Stromausfall auch den Sendemasten des Handynetzes erreicht zu haben, ich bekomme keinen Empfang. Auf gut Glück werfe ich den Laptop an und siehe da, das Internet funktioniert (seltsam, weil es ist der gleiche UMTS-Anbieter, zu dem mein Handy keine Verbindung bekommt). Schön, dann kann ich wenigstens ein paar Freunden mein Leid klagen und sie können mir erzählen, was ich denn so verpasst hab. 2 Stunden sollte die Batterie ja reichen. Leider beschließt der Rechner nach einer halben Stunde, dass er keine Lust mehr hat, behauptet, der Akku sei alle und schaltet ab. Super! Genau das habe ich gebraucht!
Natürlich ist es auch spannend dem Wind zuzuhören, wie er um die Hausecken pfeift. Ein Kaminfeuer und Kerzen...sehr romantisch. Nur leider nicht die Abendunterhaltung, die ich mir vorgestellt hatte!
Meine bessere Hälfte bringt ein stromunabhängiges Telefon mit nach Hause (es hat seine Vorteile, wenn der Schwiegervater alles aufhebt ;-)). Jetzt können wir zumindest wieder nachfragen, was der internationale Stromgigant denn so tut. Man sucht den Fehler...bis 21 Uhr, bis 22:30, bis 23:30...na dann viel Vergnügen, ich hatte genug Spannung für einen Tag!
Seit 3:30 heute morgen haben wir wieder Spannung im Stromnetz. Aber ein Dienstagvormittag ist nunmal kein Montagabend, die Spannung hält sich also in Grenzen.
Ebri - 8. April, 07:43